Von Dipl.-Biologin Sandra Nievelstein
Viele der unerwünschten, sogenannten „Unkräutern“, denen wir im Gartenbeet begegnen, können in der Küche verwendet werden. Ob in Salaten, Saucen, Suppen, Gemüsegerichten oder als Smoothie – der kulinarischen Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.
Auch Sterneköche haben die geschmackliche Vielfalt der oft verkannten Wildkräuter (wieder-)entdeckt, denn bevor die Giftspritze Einzug in die Nutzgärten und die Landwirtschaft gehalten hat, arrangierten sich unsere Vorfahren mit den zum Teil sehr lästigen Beikräutern: sie verwendeten sie in ihren Speisen! Da können wir weit zurück schauen: in die Steinzeit und in die späte Bronzezeit, denn schon damals bereicherten Wildpflanzen den Speiseplan.
Viele von ihnen sind Kulturfolger, die die Bearbeitung des Bodens brauchen, weil sie sonst nicht wachsen; so wie der weiße Gänsefuß (Chenopodium album), das Franzosenkraut (Galinsoga parviflora), die Vogelmiere (Stellaria media) oder die Kamille. Andere Kräuter bevorzugen unsere kurz gemähten Wiesen, wie Löwenzahn oder Gänseblümchen.
Sie können sehr frisch geerntet und verarbeitet werden, es bleibt ein Maximum an Vitaminen
und Mineralien erhalten. Außerdem enthalten sie von Natur aus oftmals mehr Nährstoffe als ihre
kultivierten Verwandten. Kopfsalat enthält z.B. 13 mg Vitamin C pro 100 g, Löwenzahn hingegen 115 mg für den gleichen essbaren Anteil. Regelmäßig im Salat oder in der Suppe verwendet, tragen Wildpflanzen ohne viel Aufwand zu unserer Gesundheitserhaltung bei. Schon der bekannte Arzt Sebastian Kneipp meinte: „Wer nicht jeden Tag etwas Zeit für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für die Krankheit opfern.“
Ganz einfach! Wann immer man Appetit hat. Sie sollten möglichst sauber sein, damit sie nicht abgespült werden müssen. Sollen sie aufbewahrt werden, so müssen sie strohtrocken in Pappkartons, Papiertüten oder dunkle Gläser gefüllt werden.
Manche sind „Allerweltsgewächse“ wie Brennnessel oder Giersch, die wir alle kennen. In jungem Stadium sind sie mild und lecker. Blätter von Bärlauch, kleinem Sauerampfer und von Waldmeister eignen sich auch hervorragend für geschmackliche Exkurse. Es gibt auch noch eine Vielzahl essbarer Blüten, wie die von Malve, Nachtkerze oder Lilie, um nur einige zu nennen. Nicht zu vergessen das Veilchen. Sicher erinnern sich einige an die Veilchenbonbons aus ihrer Kindheit oder Jugend.
Wildkräuter selber zu ernten heißt auch, dass wir uns ein Stück Naturverbundenheit und Souveränität über unsere Nahrung sowie altes Wissen zurück erobern.
Dipl.-Biologin Sandra Nievelstein bietet regelmäßig kulinarische Wildkräuterführungen auf Haus Wildenrath und weiteren Orten an (siehe Veranstaltungsprogramm).