Landwirtschaft, Natur- und Umweltschutz

Gegenspieler oder Partner?

 

Von Natascha Lenkeit-Langen

 

Der Landbau hat unsere Landschaften (Kulturlandschaft) maßgeblich gestaltet, und dies geschieht weiterhin. In unseren Breiten ist die Ursprungsvegetation der Wald. Dieser wurde an vielen Stellen von den Bauern gerodet, um unter anderem Ackerland zu gewinnen.

 

Doch die Tätigkeiten der Bauern, wie Rodungen oder Beweidung, ließen reiche, wertvolle Biotope entstehen, wie die Blumenwiesen oder die Heiden; wahre Rückzugsgebiete für viele spezialisierte Pflanzen und Tiere. Leider kehrt sich dieser Trend seit Mitte des 19. Jahrhunderts um.

Der Einfluss der Landwirtschaft auf das ökologische Gleichgewicht ist ziemlich direkt und durch den ökonomischen Druck immer intensiver geworden, und dies nicht nur seit heute. Dadurch ist leider ein Bereich für zahlreiche Interessenkonflikte entstanden.

 

Die Rentabilität hat sich stark erhöht, doch zu welchem Preis für uns, unsere Umwelt und unsere Gesundheit! Hier einige Beispiele: schauen wir uns die Abholzung der Hecken an. Mit ihnen ging auch die Fauna verloren, die vorher den Acker von Insekten oder anderen Kleintieren befreit hat. Mehr Insektizide werden eingesetzt und der Teufelskreis beginnt.

 

Eine zunehmend industrielle Landwirtschaft erzeugt langweilige Monokulturen und ausgeräumte Landschaften. Auch darunter leidet die Artenvielfalt. Der immer noch zu wenig beachtete und geachtete Boden wird in Mitleidenschaft gezogen: zu schwere Geräte verdichten ihn, mangelnde Vegetationsbedeckung ermöglicht die Erosion durch Wind und Wasser, er wird bebaut und versiegelt.

Ein ebenfalls ernsthaftes Problem ist auch die Überdüngung. Zuviel Stickstoffdünger z.B. lässt nicht nur die Pflanzen auf dem Feld anfälliger werden, sondern belastet auch das Grundwasser. Das gleiche gilt für Gülle, die in der Massentierhaltung in besonders großen Mengen anfällt, da die „Tierproduktion“ in keinem Verhältnis zur Fläche steht. Einiges musste man sich bereits einfallen lassen, um das „Zeug“ loszuwerden. Auf Tankschiffen wurde z.B. der Gülleüberschuss aus dem Landkreis Emsland bis Mecklenburg abtransportiert und dort auf den Äckern entsorgt. Auch Phosphate gibt es im Überfluss, die über die Flüsse das Meer erreichen, so das z.B. ganze Areale der Ostsee von Algen überwuchert werden und dort kaum noch Leben möglich ist, weil der Sauerstoff fehlt. Durch regelmäßige Pflugbearbeitung wird der Humusgehalt vermindert. Dabei hilft gerade dieser, Kohlenstoff zu speichern und Klimagase zu binden. Die UNO spricht von einem Verlust von 1/3 fruchtbarer Böden weltweit von 1950 bis 1990.

 

Viele Wildtiere, wie der Mäusebussard oder der Steinkauz, benötigen zum Jagen von Kleinsäugern kurz-grasiges Weideland, das leider immer mehr abnimmt. Dies liegt u.a. am Rückgang der kleinen und mittleren Bauernhöfe. Auf den verbleibenden größeren, spezialisierteren Höfen, leben die Kuhherden zunehmend in Ställen, kommen also nicht mehr auf die Weide, um ihr Futter selbst abzugrasen. Aus ehemaligen Dauerweiden werden dann stark genutzte Mähweiden, welche für unzählige Vögel und andere Tierarten keine attraktive Wohnstätte mehr bieten, weil z.B. keine Zaunpfähle und keine, von den Rindern geschaffenen, Bodenunebenheiten mehr existieren.

Ein zusätzlicher großer Schwachpunkt der intensiven Landwirtschaft ist der Verbrauch billiger Energie wie die Luft zum Atmen. Für die Erzeugung von Getreide auf einem Hektar werden 160 Kilo Stickstoff benötigt, dessen Herstellung 320 Liter Heizöl erfordert. Zusätzlich „frisst“ die Produktion von Spritzmitteln 20 bis 30 Liter Öl und 30 Liter Diesel für die Landmaschinen. Die Alternative zu einer industriellen, umweltbelastenden, kostenintensiven Landwirtschaft ist eine extensive ökologische Landwirtschaft, die sich mehr an den Regeln der Natur orientiert. Vielfalt kann dort entstehen, wo der Mensch seine pflegerischen Maßnahmen möglichst gering hält oder anpasst.

 

Die Politik wie der Verbraucher sind gleichermaßen gefordert, eine regionale, ökologische, kundennahe und für den Bauern Kosten deckende Produktion zu unterstützen. In der Praxis sollte der Landwirt sich zu Umwelt schützenden Maßnahmen verpflichtet fühlen, da er vor Ort ist, die Umgebung kennt und die nötigen Werkzeuge besitzt.

 

(Textauszug aus dem Buch von Natascha Burmeister-Langen, jetzt Lenkeit-Langen, „Das Glück in einem Glas Milch.“)

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