Bedrohte Haustierrassen, von Kathrin Lämmerhirt

Bunte Bentheimer Landschweine

Foto: P. Feuster
Foto: P. Feuster

Dreckig, bunt und rund - das beschreibt unsere vier Schweine am besten. Sie gehören zur Rasse „Bunte Bentheimer Landschweine“, einer Schweinerasse aus der Grafschaft Bentheim und dem Emsland.

Besonders wegen der Scheckung erfreute sich die Rasse bei den Bäuerinnen, die damals für die Schweinehaltung zuständig waren, an Beliebtheit. Das Fleisch ist wegen des hohen intramuskulären Fettanteils besonders zart und schmackhaft.


Warum steht die Rasse auf der roten Liste?


Mit Aufkommen des Wirtschaftswunders änderten sich die Verbrauchergewohnheiten. Der Ruf nach magerem Fleisch wurde größer - das Todesurteil für das Bentheimer. Sie wurden bis auf einen Bestand von knapp 100 Tieren in den 1990ern von „Wirtschaftsrassen“ verdrängt. Durch das Aufkommen des „Slowfoods“ und einer Konzentration auf regionale Produkte ist es nun möglich, dass die „Swatbunten“ eine Renaissance erfahren und wieder zunehmend angeboten und somit auch gezüchtet werden - wie bei uns! In ihrem Auslauf können Anton und seine Mädels wühlen, suhlen und richtig Schwein sein.


Dülmener Pferd

Unsere drei Ponys - Mara mit ihrer Tochter Fee und Pensionshengst „Blacky“ - sind Dülmener Pferde. Ursprünglich kommt die Rasse aus dem Merfelder Bruch bei Dülmen in Westfalen, wo es heute noch

einen Wildpferdbestand von knapp 300 Tieren gibt.


Dies ist der einzige Wildpferdbestand in Deutschland. Diese Bestandsdezimierung, dessen Tiefpunkt bei 20 Pferden lag, begann mit dem Trockenlegen der Nieder-

Foto: NABU_HW
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moore und Auen im 19. Jahrhundert. Wegen ihrer Größe, Widerstandsfähigkeit, Robustheit, aber auch ihres gutmütigen und

freundlichen Charakters, wurde die Rasse auch hier im Kreis Heinsberg als Grubenpferde eingesetzt.


Heute gilt es als Familien- und Kinderpferd. Bei uns leben die drei zusammen in Offenstallhaltung und werden gelegentlich in die Umweltbildung mit eingebunden. 2014 war das Dülmener Wildpferd die bedrohte Haustierrasse des Jahres.


Weiße Hornlose Heidschnucke

Auch Moorschnucke genannt, kommt diese Rasse aus den Moorgebieten Niedersachsens und entstand vermutlich aus der Einkreuzung von weißen Landschafrassen in die Population der grauen, gehörnten

Foto: NABU_HW
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Heidschnucken. Wie bei den Bentheimern ging der Bestand durch das Züchten von fleischertragreichen Wirtschaftsrassen zurück. Bei uns leben knapp 30 Schafe in einer Herde und beweiden unsere teils sumpfigen und moorigen Flächen. Unsere beiden „Vorzeigeschafe“, Charly und Molly, kommen gelegentlich bei Umweltbildungsaktionen zum Einsatz und stehen immer als erstes am Zaum, um die Besucher zu beschnuppern.


Deutscher Sperber

Foto: NABU_HW
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Fröhlich gackernd durch den Auslauf vor unserer Terrasse wackeln - das können unsere Hühner besonders gut.


Eine kleine Schar von acht Hennen sammelt sich um unseren Hahn, allesamt deutsche Sperber. Den Namen haben sie dem „echtem Sperber“ zu verdanken, einem Greifvogel, der ein ähnlich gemustertes Federkleid hat. 2009 gab es in Deutschland 103 Hähne und 423 Hennen - deswegen wurde auch diese Rasse in die Liste der gefährdeten Haustierrassen aufgenommen.


Im Oktober 2014 konnten auch wir einen Erfolg bei der Nachzucht erzielen: Küken Fiepsi schlüpfte und ist fortan das Highlight bei Kindern, die unseren Hof besuchen. Bei uns werden die Hühner wie vor 100 Jahren gehalten und genießen ihr Hühnerdasein beim täglichen Auslauf mit Picken, Scharren und Sand baden.


Glanrind

Drei A - Amalia, Arnika und Alice sind unsere Glankühe. Die Rasse Glanrind ist vorwiegend in Rheinland-Pfalz verbreitet und zeichnet sich besonders durch ihre einheitliche gelbliche Fellfärbung aus. Das

Glanrind entwickelte sich im 19. Jahrhundert aus der Vermischung zweier Blutlinien von Rassen, die aus Glan und Donnersberg stammen. Der Rückgang der Rasse, die im 19. Jahrhundert noch weit verbreitet war, ist den wechselnden Zuchtzielen von 1910 - 1950 zu verdanken.  So wurde quasi „hin und her“ gezüchtet, sodass die eigentliche Rasse unter den Kreuzungen fast verloren

Foto: NABU_HW
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ging. Heute steht das Glanrind als extrem gefährdet auf der Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen. Bei uns leben Mama  Amalia mit Tochter Alice und die hoffentlich trächtige Arnika zusammen in Offenstallhaltung und können sich an unseren saftigen Wiesen erfreuen. Auch wenn sie mit ihren spitzen Hörnern für einige sehr bedrohlich wirken, sind sie sehr ruhige und entspannte Tiere.


Hausesel

Wolli und Pico - ein Herz und eine Seele, unser unzertrennliches Duo infernale. Hausesel sind eine domestizierte Form des Afrikanischen Esels und weltweit verbreitet. Sie zeichnen sich durch ihre hohe Belastbarkeit, Anspruchslosigkeit, aber auch

Foto: NABU_HW
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durch ihren Dickkopf aus. Dieser wird ihnen als negativ nachgesagt, da sie im Gegensatz zu Pferden in Stresssituationen nicht flüchten, sondern wie angewurzelt in eine Art Schockstarre verfallen.


Unsere Esel beweiden unsere Flächen und wir trainieren sie zurzeit, damit sie, sobald wie möglich, auch an Aktionen in der Umweltbildung teilnehmen können.


Darüber hinaus sind Esel sehr lernfähige Tiere, und so hoffen wir, dass wir Pico und Wolli noch ein paar Tricks beibringen und die Kinder und Erwachsenen zum Staunen bringen können.


Hausgans

Ernst und seine Damenschar. Bei uns leben zur Zeit fünf Gänse - Ganter Ernst und vier Gänse.


Sie teilen sich zusammen mit den Hühnern und der Nonnengans „Paula“ den Auslauf vor der Terrasse. Gänse eignen sich ideal als Wachtiere. Diese Qualität stellt auch Ernst immer wieder unter Beweis, indem er alles, was den Auslauf betrifft, laut anschnattert und angreift.

Foto: NABU/K. Karkow
Foto: NABU/K. Karkow

Nonnengans

Das „schwarze Schaf“ im Grünauslauf ist die Weißwangen- bzw. Nonnengans Paula. Sie wurde als Fundtier von der Polizei zu uns gebracht.


Sie war nicht verletzt und watschelt nun mit den „Großen“ über die Wiese. Leider wissen wir selbst nicht, ob Paula wirklich eine Paula oder doch ein Paul ist, denn bei Weißwangengänsen kann man nicht, wie zum Beispiel bei Stockenten, das Geschlecht am Gefieder festmachen – haben jedoch für uns

Foto: Nabu_HW
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beschlossen, dass Paula ein Weibchen ist. Der Trivialname „Nonnengans“ ist durch den Kontrast zwischen weißem Gesicht zum schwarzen Scheitel, Nacken und Hals entstanden, der an die traditionelle Tracht katholischer Nonnen erinnert. Weißwangengänse sind Zugvögel, die im Herbst aus ihren arktischen Brutrevieren Mitteleuropa aufsuchen. Die festgelegten Routen unterscheiden sich dabei von Schwarm zu Schwarm und sind in diesen sozusagen Tradition – gelegentlich schließen sich Weißwangengänse auch andere Gänsearten beim Zug an. Deswegen stellt es kein Problem dar, dass Paula hier zusammen mit unseren Hausgänsen lebt.


Hauskatze

Das gehört auf jeden Hof: Katzen. Unser Kater „Vorstand“ und Katze „Monti“ leben hier ein wunderbares Katzenleben. Sie haben Freigang und können sich, wann immer sie wollen, auf dem Heuboden verstecken. Des Weiteren wissen die beiden genau, bei wem sie sich in der Mittagspause den einen oder anderen Happen klauen dürfen. Trotzdem kommen sie ihrer Katzenpflicht nach und halten uns von Ungeziefer frei. Die beiden machen ihren Job richtig gut und werden dementsprechend auch stets mit Streicheleinheiten belohnt. Ein richtig schönes Katzenleben.

Foto: NABU_HW
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