Was sind Amphibien?
Amphibien oder auch „Lurche“ gehören im Tierreich zur Klasse der Amphibia. Amphibia kommt aus dem Alt-Griechischen und bedeutet so viel wie „doppellebig“ (= Tiere, die im Wasser und auf dem Land leben können). Bei den Lurchen unterscheidet man zwischen den Frosch- und Schwanzlurchen.
Zu den Schwanzlurchen gehören die Molche und Salamander und zu den Froschlurchen die Frösche, Kröten und Unken.
Die Amphibien stellen eine bemerkenswerte Tierklasse dar, wagten sie doch in grauer Vorzeit den Schritt vom Wasser- zum Landleben und begründeten damit die Existenz der Tetrapoden (Landwirbeltiere) auf unserer Erde.
Seit 365 Millionen Jahren besiedeln sie erfolgreich unseren Planeten - sie waren somit die ersten und für lange Zeit auch die
einzigen Landwirbeltiere - bis ihnen der Mensch diesen Platz streitig machte.
Weltweites Amphibiensterben
Weltweit wurden bisher rund 6800 Lurcharten nachgewiesen, wobei jährlich zwischen 100-200 neue Arten beschrieben werden. Viele Arten dürften jedoch bereits vor ihrer Entdeckung wieder verschwunden sein. Ganz wesentlich ist natürlich der Lebensraumverlust; gerade tropische Regenwälder werden in enormem Umfang abgeholzt. Eine unerwartete Rolle spielt zudem ein winziger, erst vor zehn Jahren entdeckter Pilz namens Batrachochytrium dendrobatidis, der die Amphibienhaut angreift. Vor allem in Australien und Südamerika rottet er Populationen und ganze Arten aus. Inzwischen wurde der Pilz auch bei uns nachgewiesen.
Biologie
Amphibien sind wechselwarme Wirbeltiere mit feuchter, drüsenreicher Haut. Sie haben 4 Finger an den beiden vorderen Beinen und 5 Zehen an den hinteren. Die sich im Wasser entwickelnden Larven, die bei Froschlurchen Kaulquappen genannt werden, atmen
Nachgewiesene Arten im Kreis Heinsberg
Bisher wurden im Kreis Heinsberg die folgenden Amphibienarten nachgewiesen:
zunächst mit Außenkiemen. Erst nach einiger Zeit tritt eine Metamorphose ein, in der sie sich hormongesteuert zum lungenatmenden, skelettgestützten Tier umformen, welches das Gewässer verlassen kann.
Die meisten Lurche suchen zur Paarung und Eiablage ein Gewässer auf, verbringen den Rest des Jahres aber an Land.
Was machen Amphibien im Winter?
Ebenso wie Reptilien und Fische sind Amphibien wechselwarm: Ihre Körpertemperatur schwankt mit der Umgebungstemperatur und liegt beträchtlich niedriger als bei Vögeln und Säugetieren. Weil
Amphibien keine Eigenwärme erzeugen können, kommen
sie nur mit Hilfe einer raffinierten Überlebensstrategie durch den kalten Winter.
Sie verfallen in die sogenannte Winterstarre
und werden erst im Frühjahr wieder aktiv. Um Energie zu sparen, reduzieren die Tiere
in der Zeit der Starre alle Körperfunktionen auf ein Minimum. Selbst die normale Atmung wird eingestellt: Ihren geringen Sauerstoffbedarf decken die Amphibien ausschließlich über die Haut.
Wanderung
Die meisten einheimischen Arten verbringen Winter- und Sommerzeit abseits der Laichgewässer (Laich = Lurcheier). Ihre Wanderung dorthin beginnen sie - je nach Witterung - etwa Ende Februar bis Ende März.
Die Gras- und Moorfrösche gehören zu den
so genannten „Frühlaichern“ und begeben
sich als erste zu den Laichgewässern. Leider werden deswegen ihre Eier oftmals von Frost beschädigt. Den Fröschen folgen die Molche, anschließend wandern die Kröten.
Die meisten Amphibienarten laichen in dem Gewässer, in dem sie selbst geboren sind. Nach der Balzzeit ziehen die Tiere wieder in ihren Sommerlebensraum, der auch schon mal bis zu 3 km vom Laichplatz entfernt sein kann.
Gefährdung
Der deutsche Lurch hat es nicht leicht. Überall lauern Gefahren. Als Frosch oder
Kröte wird man wahlweise gefressen, vom Mäher zerstückelt oder von Autoreifen zerquetscht.
Gleichzeitig bleibt immer weniger Raum zum Leben, Wiesen werden trockengelegt, Teiche zugeschüttet.
Zahlreiche engagierte Naturschützer versuchen gegenzulenken, errichten jedes Jahr aufs Neue Schutzzäune und legen Ersatz-Tümpel an. Aber eine Trendwende ist längst nicht geschafft. Von den 21 heimischen Amphibienarten steht mehr als die Hälfte auf der Roten Liste. Viele Amphibienarten sind von verschiedenen Teil-Lebensräumen abhängig: Vom Laichgewässer, das die meisten Arten nur
Rote Liste der Lurche der BRD und der Bundesländer
zur Fortpflanzung aufsuchen, und dem Landlebensraum. In diesem Landlebensraum, der einige hundert Meter, bei manchen Arten auch einige Kilometer vom Laichgewässer entfernt sein kann, verbringen die meisten Amphibien den weitaus größten Teil des Jahres, meist überwintern sie auch dort.
Diese Abhängigkeit von verschiedenen Lebensräumen hat Konsequenzen, die die Tiere in mehrfacher Hinsicht besonders empfindlich machen:
Amphibienschutz
Amphibienschutz wird schon jahrzehntelang von aktiven Naturschützern betrieben.
Auch im Kreis Heinsberg ist der NABU seit seinen Gründungsjahren mit dem Schutz der heimischen Lurche beschäftigt. Schwerpunkt bilden hierbei die waldreichen Gemeinden im nördlichen Kreisgebiet. So werden im Stadtgebiet Wegberg schon seit über 30 Jahren „Krötenzäune“ betreut. In den Anfangsjahren mussten diese Zäune jedes Jahr erneut auf und abgebaut werden, in der Zwischenzeit wurden an einigen Straßen fest installierte Schutzzäune mit den dazu gehörenden Tunneln errichtet.
So unterschiedlich die verwendeten Schutzsysteme sind, so verschieden ist auch deren Schutzwirkung.Leider sind viele der von den Straßenbauträgern installierten Systeme kaum geeignet. Teilweise wurden Tunnel an den falschen Stellen installiert, zu wenige Tunnel vorgesehen oder sind zu klein dimensioniert. Sinnvoll sind beispielsweise Schutzsysteme, welche auch für Säugetiere geeignet sind. Schätzungen gehen von jährlich 250.000 Wildunfällen auf deutschen Straßen aus!
Was kann jeder Einzelne für unsere Lurche tun?
Vermeiden Sie während der „Krötenwanderung“ das Befahren von betroffenen Straßenabschnitten! Durch einen kleinen Umweg retten Sie hierdurch viele hundert Tiere vor dem Straßentod! Nicht nur bei der Krötenwanderung auch im
eigenen Garten kann man etwas für den Amphibienschutz tun:
Gartenteich
Gartenteiche sollten möglichst besonnt sein.
Bei der Anlage der Ufer ist darauf zu achten, dass sie nicht senkrecht sind, wie dies bei vielen alten Betonteichen der Fall ist. Wer in seinem Teich Kaulquappen und ein reiches Tierleben haben will, sollte keine Fische einsetzen. Gerade Goldfische fressen gerne Laich und Kaulquappen, aber auch Wasserinsekten und sonstige Kleinlebewesen. In einem Teich ohne Fische gibt es daher viel
mehr zu entdecken. Goldfische oder andere
nicht heimischen Tiere dürfen nicht ausgesetzt werden. Diese sogenannten Neobiota (Neubürger) oder „Aliens“ werden von wissenschaftlicher Seite zunehmend als eine ernstzunehmende Bedrohung der heimischen Fauna und Flora erkannt.
Keinesfalls dürfen Kaulquappen gefangen und in den Gartenteich gesetzt werden. Dies ist nach dem Naturschutzgesetz strikt verboten. Sollte ihr Garten so gelegen sein,
dass Amphibien aus dem Umfeld zuwandern können, werden sie Ihren neuen Teich auch finden und dort ablaichen, wenn er dafür geeignet ist. Ist dies nicht der Fall, beispielsweise weil Ihr Garten von stark befahrenen Straßen umgeben ist, ist es falsch verstandene Tierliebe, Kaulquappen künstlich einzusetzen. Die Tiere wandern spätestens im Herbst ab und werden überfahren.
Landlebensraum
Die meisten Amphibienarten halten sich nur zur Fortpflanzung in den Gewässern auf. Die übrige Zeit verbringen sie an Land. Hier
können Sie auch in einem kleinen Garten viel tun. Tagsüber brauchen die nachtaktiven Tiere geeignete Verstecke. Beliebt sind Totholz- oder Steinhaufen, die einfach anzulegen sind. Eine Trockenmauer mit dahinter liegendem Sandbereich ist zwar schwieriger zu bauen, bietet aber oft geeignete Winterquartiere. Oft verkriechen sich Amphibien auch am Fuß von Büschen. Lassen Sie deshalb beim Mähen dort etwas Gras stehen. Sollten sich in ihrem Teich Kaulquappen befinden, beobachten Sie, wann sie an Land gehen und verzichten dann für einige Wochen auf das Mähen in Gewässernähe. Die jungen Frösche oder Kröten bleiben nämlich noch einige Zeit in der Umgebung der Gewässer.
Gefahren im Garten
Verwenden Sie in Ihrem Garten kein Gift. Amphibien nehmen dieses durch die Haut auf. Hauterkrankungen sind eine häufige
Folge, schlimmstenfalls sterben die Tiere sogar. In Gewässernähe ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln tabu.
Eine andere Gefahrenquelle, in der viele Amphibien verenden, sind Kellerschächte. Oft sind sie nur mit einem groben Gitter abgedeckt, durch das die Tiere leicht hindurchfallen.
In jedem Baumarkt werden mittlerweile Netze angeboten, die eigentlich den Laubeintrag in den Kellerschacht verhindern sollen, aber auch den Amphibien helfen. Ein Problem bleibt häufig ein Bereich zwischen halb versenkten Fenstern und den Schachtabdeckungen.
Hier kann man ein sägeraues Brett schrägstellen, dass es den Tieren oft ermöglicht, wieder aus dem Kellerschacht zu klettern. Bei Neubauten sollte man darauf achten, dass der Kellerschacht gegenüber der Umgebung einige Zentimeter emporragt. Amphibien laufen dann eher um den Schacht herum.
Literatur
Dieter Glandt:
Taschenlexikon der Amphibien und Reptilien Europas, ISBN 978-3-494-01470-8
Friedo Berninghausen:
Welche Kaulquappe ist das?
Art.-Nr.:
09100-4, beides erhältlich im NABU-Naturshop:
Laurenti-Verlag:
Zeitschrift für Feldherpetologie,
Weitere Informationen zum Thema gibt's
auch im Internet unter: